Presse

Den folgenden Artikel aus der Aachener Zeitung vom 19.Dezember 2011
dürfen wir mit freundlicher Genehmigung von Stefan Schaum (Text) und (Bild)
auf unserer website veröffentlichen.

Den Original-Artikel finden Sie unter
http://www.aachener-zeitung.de/lokales/nordkreis/heilende-haende-fuer-omas-lieblingspuppe-1.397089#plx1300100595Text

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Heilende Hände für Omas Lieblingspuppe

Von Stefan Schaum

Letzte Aktualisierung: 19. Dezember 2011, 17:32 Uhr

Brigitte Mallin

Puppenklinik Alsdorf

ALSDORF. Neulich stand eine ältere Dame im Laden. In der Hand hielt sie die Puppe, mit der sie als Kind so gern gespielt hatte. Sorgenvoll hat die Seniorin dreingeblickt und mit banger Stimme gefragt: „Ist die noch zu retten?”

Birgit Mallin hat sich die Puppe genau angeschaut und die Kratzer und kleinen Löcher in ihrem Gesicht befühlt. All die Schrammen, die das geliebte Spielzeug im Lauf der Jahre gesammelt hat. Dann hat sie genickt: „Die bekomme ich wieder hin!” Da hat die Kundin sich aber gefreut. Mit der Puppe hat sie nämlich etwas Schönes vor: Zum Weihnachtsfest will sie sie hübsch verpacken und ihrer Enkelin schenken. Damit dieses Spielzeug noch einmal aufs Neue geliebt werden kann. Die Weihnachtszeit ist eine besondere Zeit in der Puppenklinik der 58-jährigen Alsdorferin.

Seit gut 30 Jahren päppelt Brigitte Mallin alte Puppen auf. Das ist wohl eher eine Leidenschaft als ein Beruf. „Ich will einfach die Schönheit alter Dinge bewahren”, sagt sie. Dass sie sich nur schwer von Gegenständen trennen kann („Ein Messie bin ich aber ganz bestimmt nicht”), hat ihr im Lauf der Jahre ein hübsches Ersatzteillager beschert. Im Hinterstübchen des kleinen Ladens an der Alsdorfer Burgstraße liegen etliche Kulleraugen aus Glas auf Schaumstoffkissen, finden sich Puppenärmchen, Gummibänder, Kleidchen und mehr. In Schubladen und Kisten hortet sie all diese Einzelteile, die vielleicht einmal ein altes Sammlerstück heil machen können.

Sehr zerbrechlich

Was sie an dem altem Spielzeug reizt? „Dass es immer eine Geschichte hat”, sagt sie. Und dass es so kostbar ist. „Früher waren Puppen einfach sehr zerbrechlich. Da wusste man, dass man ganz behutsam damit umgehen muss.” Umso intensiver sei die Beziehung zu solch einem Spielzeug gewesen.

So hält sie es bis heute. Ihr Spezialgebiet sind Puppen aus Zelluloid, die schon lange nicht mehr hergestellt werden. Das heutige robuste Plastik braucht doch keine wie sie. „Nein”, sagt sie und lacht, „ich musste ganz bestimmt noch nie eine Barbie-Puppe reparieren”.

Die Grenze in ihrem kleinen Ladenlokal ist ziemlich fließend. Ist das jetzt noch ihr Wohnzimmer oder schon ihr Ladenlokal? Das weiß sie selbst nicht so genau. Überall finden sich Puppen, steht Blechspielzeug, hängt Christbaumschmuck von anno dazumal an Weihnachtsbäumchen, die auf uralten Vitrinenschränken thronen. Das meiste davon ist verkäuflich, bei ein paar Dingen würde Brigitte Mallin es aber nicht übers Herz bringen, sich von ihnen zu trennen. Man kann sich beim Anblick regelrecht verlieren in den vielen bunten Dingen, die von der Zeit gezeichnet wurden. Kann sich erinnern, wie das so war, damals.
Jetzt, vor Weihnachten, nutzen viele die Gelegenheit zu solch einer Zeitreise, die mit einem Bimmeln beginnt, wenn man den Laden betritt. „Jetzt ist wieder die Zeit gekommen, in der sich viele auf ihre Spielzeuge aus der Kindheit besinnen und auf den Speicher steigen, um sie noch einmal hervorzukramen.”

Spaß ist ein Antrieb

Des öfteren sei dann ihr Rat bei der Restaurierung gefragt. Sie nimmt sich gern die Zeit. Einmal hat die ehemalige Arzthelferin eine Puppe wieder instand gesetzt, die ihr halbes Gesichtchen verloren hatte. Gut sechs Wochen hat diese Prozedur gedauert. Das Geld, das sie dafür bekommen hat, konnte zwar nicht all die Arbeitsstunden aufwiegen, „denn dann lohnt sich so eine Reparatur oft nicht mehr”. Der Spaß sei aber auch ein Antrieb. Denn wenn diese Puppenmutti ans Werk geht, ist immer Liebe mit im Spiel.